Exkursion zur Gedenkstätte Buchenwald

Dwight D. Eisenhower, der Oberbefehlshaber der alliierten Streitkräfte schrieb zum Anblick des KZs:

„Nichts hat mich je so erschüttert wie dieser Anblick.“
„Die Unfähigkeiten, meine Liebe zum Ausdruck zu bringen,
ist das Werk des Lagers.“
„Während dieses Bruchteils einer Sekunde, habe ich undeutlich
in die Abgründe gesehen und diese ausgelotet.“

Wie jeder Q2-Geschichtskurs bearbeiteten wir im Unterricht das Thema „Nationalsozialismus“. Im Zuge dessen wurde uns die Gelegenheit gegeben, ein ehemaliges Konzentrationslager zu besichtigen, um besser zu verstehen, wozu Menschen fähig waren. Dafür fuhren wir Ende Januar mit Frau Wendorff und Herrn Klöters Richtung Weimar zur Gedenkstätte des KZs Buchenwald und übernachteten dort auch auf dem Gelände am Ettersberg – ein komisches Gefühl, so nah am ehemaligen KZ untergebracht zu sein …

Nach unserer Ankunft bekamen wir vom pädagogischen Leiter Herrn Obarius eine erste umfangreiche Führung über das Gelände. Es war sehr kalt, doch die Art der Führung ließ die Kälte vergessen, denn Herr Obarius schilderte uns nicht nur Zahlen und lose Daten, sondern füllte seinen Vortrag mit interessanten Zusatzinformationen, die man so selten hört. So erfuhren wir z.B., warum sich junge Menschen freiwillig zur SS und zum Dienst im Lager meldeten und warum das Schienennetz nach Buchenwald nach seiner Fertigstellung in nur 100 Tagen nicht genutzt werden konnte.

Am Abend stiegen wir dann noch weiter in die Geschichte ein und schauten uns Einzelschicksale an, an denen das Leid deutlich besser nachvollzogen werden konnte, als an der großen Zahl von Morden und Verbrechen, die in Buchenwald stattfanden (ca. 257000 Insassen, von denen 56000 starben). In zahlreichen biografischen Kisten war je ein Einzelschicksal dargestellt, welches sich aber auch mit dem Leben des jeweiligen Menschen nach dem KZ befasste.
Am späteren Abend fuhren wir noch in das nahe Erfurt, um auch etwas Abstand zum Schrecken im KZ zu bekommen.

Der nächste Tag bestand aus einer weiteren Vorstellung des weitläufigen Geländes mit Besichtigung der ehemaligen Verbrennungsanlage und dem Lagergefängnis, wobei dieses einem sehr nahe ging. Über Nacht hatte es geschneit, doch wärmende Wintersachen wie wir trug im KZ damals kein Häftling. Unvorstellbarer wurde das winterliche Szenario, als uns Herr Obarius mitteilte, dass es heute doch sehr mild wäre, normal wären für diese Jahreszeit -10 bis -15 °C. Es folgte der Besuch der Dauerausstellung im Museum vor Ort mit interessanten Informationen (z.B. wurde das Lager später als Sonderlager der Sowjets genutzt, wobei dort prozentual gesehen mehr Personen ums Leben kamen als bei den Nazis).

Nach dem Mittagessen teilten wir uns für den Nachmittag auf, um selber in kleinen Gruppen je nach Interessensschwerpunkt Dinge über das KZ und das Leben dort zu erarbeiten. Dabei griffen einige Schüler auf einen weiteren Rundgang mit Audioguide zurück, besuchten noch einmal eine der Museumsausstellungen oder arbeiteten in der Restauration an Fundstücken, welche in Buchenwald noch immer ausgegraben werden.

Am späten Nachmittag fuhren wir dann gemeinsam in das nahegelegene Weimar, wo wir eine interessante Führung in der Stadt mit Bezug zum Nationalsozialismus bekamen (Weimar galt als „Nazi-Hauptstadt“ und Adolf Hitler war ein gern gesehener Gast). Zum Abendessen gingen wir gemeinsam in ein Restaurant, kamen in den Genuss der Thüringer Küche und später folgte noch das Anstoßen auf einen 18. Geburtstag. Beide Städte, Weimar und Erfurt, waren zudem sehr hübsch und gefielen uns Schülern gut.

Am nächsten und letzten Morgen stand die Präsentation unserer am Vortag erarbeiteten Ergebnisse auf dem Plan. So erhielt man ganz verschiedene Informationen aus den einzelnen Arbeitsgruppen, z.B. über das Lagerbordell, Jugendliche im KZ Buchenwald, die Vorgänge im KZ-Krankenbau oder einen inhaftierten Maler, der Bilder für die SS herstellen musste und darin Informationen über das KZ versteckte.
Insgesamt bildete die Fahrt eine Möglichkeit die schrecklichen Ereignisse aus der deutschen Vergangenheit einmal näher betrachtet zu erleben. Gleichzeitig hatten wir Schüler auf unserer letzten gemeinsamen Kursfahrt eine Menge Spaß, denn die Fahrt brach die bedrückende Atmosphäre vor Ort angemessen und wir hoffen, dass das Angebot den folgenden Stufen auch zur Verfügung stehen wird.

von Jacob Ritter, Q2