Die Alte Synagoge im Blick. Ein Schülerreport:

Die Alte Synagoge im Blick. Ein Schülerreport:

Im Zuge des Geschichtsunterrichts der 9. Klasse und dem daraus resultierenden Thema: „Der

Nationalsozialismus und Zweite Weltkrieg“, macht die Klasse 9e des Helmholtz-Gymnasiums,

unter Aufsicht ihrer Lehrerin Frau Hagopian und in Begleitung von Herrn Dillmann, am 22.04.2016

einen Ausflug in die Alte Synagoge in Essen. Das bedrückende Wissen um die deutschlandweite

Pogromnacht bewirkt ein etwas erstauntes Stehen vor der Essener Synagoge, die mittlerweile als

Museum und Kulturstätte dient. Ihr altertümlicher Bau (entworfen von dem Architekten Edmund

Körner), hebt sich nämlich stark vom gewöhnlichen Stadtbild ab. Ehemals zierte ein Säulengang

den Eingang, jetzt ist hier ein Vorplatz. Hohe Treppenstufen, dann kommt ein Türenpaar, das

altehrwürdig aussieht, hölzern und mit Nägeln beschlagen ist. Innerhalb der Synagoge sieht man

den detailverliebten Nachbau des Gotteshauses. Im Eingangsbereich empfängt man uns. Wir

werden gebeten im Untergeschoss der Synagoge unsere Jacken und Tornister abzugeben. Um 10:15

Uhr beginnt die Führung, die von Frau Nuhn geleitet.

Ist man vom Stil der Synagoge von außen schon beeindruckt, so ist man es erst recht im

Kuppelsaal. Die 38 Meter hohe Kuppel flößt einem Respekt ein, gerade dann, wenn man auf den

mächtigen Torah-Schrein zutritt, dem heiligsten Teil des Gebäudes, den nur der Priester betreten

darf, um die heilige Schrift der Juden zu studieren und zu den jüdischen Gläubigen zu predigen.

Von Frau Nuhn erfahren wir, dass die Synagoge an den Erzählungen um den Tempel des König

Salomon orientiert ist. Dieser Eindruck von Weite bleibt die gesamte Führung bestehen. 1913

erbaut, da die alte Synagoge in der Gerswidastraße der jüdischen Gemeinde zu klein wurde, ist sie

mit der doppelten Kuppel tatsächlich einzigartig in ihrer Bauweise, gerade die einen Meter dicken

Mauern sind ein Exempel für den Baustil des frühen 20 Jahrhunderts. Bevor das Gotteshaus 1938 in

der Pogromnacht niederbrannte, hatte es Platz für 1500 Personen im Hauptraum, Lehrräume, eine

Bibliothek, Zimmer für den Rabbiner und seine Kantoren, einen Gemeindesaal und ein Sekretariat.

Frau Nuhn leitet uns weiter in den Raum, in dem die Ausstellungsstücke der Torahs liegen. Hier

erfahren wir, dass die Torah von links nach rechts gelesen wird und wenn sie geweiht ist nur mit

Handschuhen berührt werden darf. Die Torah ist allerdings im Gegensatz zur Bibel aufgerollt und in

der hebräischen Schrift geschrieben, also nur mit Konsonanten.

Gegen 11 Uhr 50 stehen wir der im Museum aufgebauten Kalenderrechnung gegenüber. Wir richten

uns nach dem christlichen Kalender und dem Jahr 2016, doch nach jüdischer Rechenweise ist

zurzeit das Jahr 5776, ein mitunter großer Unterschied, da die jüdische Religion viel früher

entstand. Gegen 12 Uhr haben wir die Frauenempore erreicht und erfahren einiges über die

Geschichte der Synagoge, die beispielsweise nach dem Krieg als Lagerhaus diente. Danach

bekommen wir die Gelegenheit, die Synagoge weiter alleine zu besichtigen und Frau Nuhn allerlei

Fragen zu stellen. Um 12:30 Uhr ist die kleine Exkursion beendet und wir fahren nach kurzem

Stopp an einer Eisdiele zurück zur Schule. Alles in allem ist der Ausflug in die Synagoge ein

durchaus bereicherndes und lohnenswertes Erlebnis für jeden, der sich für die Geschichte der Stadt

Essen und ihre jüdische Kultur interessiert.

Die Pogromnacht:

Als erste offizielle und grausame Handlung gegenüber der jüdischen Bevölkerung in Deutschland

durch Hitler, ist stets die Pogromnacht zu nennen. Jüdische Gotteshäuser wurden geplündert und

durch in Zivil gekleidete SS und SA Beamte in Brand gesetzt. Die Pogromnacht ist der Beginn einer

Schreckenszeit für deutsche Juden. So auch hier in Essen. Am 9. November zerstört ein Brand das

Gotteshaus. Als die Feuerwehr gerufen wird hilft sie, den Brand zu beschleunigen, indem sie in der

Kuppel die Scheiben zerschlägt und somit den Brandsätzen Sauerstoffzufuhr gibt. Eine Stunde

später steht das gesamte Gebäude in Flammen; Scherben liegen wie Kristalle auf der Straße,

deswegen wird die Nacht auch „Reichskristallnacht“ genannt.

Was von der Synagoge nach dem Brand erhalten blieb:

Es ist erstaunlich, dass überhaupt Überreste erhalten sind. Doch es sind sowohl Mosaiksteine der

Verzierungen als auch Pergamentfetzen der alten Torah erhalten. Diese wurden von einem kleinem

Mädchen namens Doris mitgenommen und 2008, als die Synagoge zum Haus der Jüdischen Kultur

umgewandelt wurde, zurückgegeben.

Die Europäisch-Jüdische-Gemeinde nach dem zweiten Weltkrieg:

Nach der Gründung des Staates Israel hat sich einiges für die Juden in Europa verändert. Sie stehen

beispielsweise im Schutz der Bundesrepublik Deutschland und erhalten kulturelle Unterstützung

durch die Politik. Zur Aufarbeitung des Holocaust sind Museen, wie die ehemalige Synagoge in

Essen, wichtig und weiterbildend.

Verfasst von: Emilian Tersek (9e), Nils Hannappel (9e), Valeria Bojtschuk (9e)

 

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